Straße: Bahnhofstraße
Ortsteil: Französisch Buchholz
In den frühen Abendstunden wurden wir durch mehrere Bewohner eines Mehrfamilienhauses, dass als private Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete genutzt wird, nach Pankow alarmiert. Gemeldet wurde uns ein Brand im Treppenraum des Hauses mit starker Rauchentwicklung, die teilweise auch in die Wohnungen zog. Auf Grund der Vielzahl von Notrufen und der geschilderten Situation mit eindeutigen Hinweisen auf eingeschlossene und gefährdete Personen entsendete die Feuerwehrleitstelle von vornherein ein erhöhtes Einsatzkräfte- und Mittelaufgebot, um für die vielfältigen Aufgaben ausreichend Ressourcen vor Ort zu haben.
Durch die ersteintreffenden Einsatzkräfte wurde das Meldebild bestätigt und die Lage genauer erkundet. Es drang dichter Rauch aus dem Treppenraum und es machte sich eine Vielzahl von Bewohnern an verschiedenen Fenstern des Hauses durch Winken und Hilferufe bemerkbar, da Rauch in ihre Wohnungen eingedrungen war. Die Alarmstufe wurde entsprechend erhöht und da mit einer größeren Anzahl an Betroffenen und Verletzten zu rechnen war, um das Modul „Massenanfall an Verletzten“ (MANV) ergänzt. Hierbei handelt es sich um eine Zusammenstellung spezieller Einsatzmittel und -kräfte, die im sogenannten Einsatzabschnitt „Medizinische Rettung“ für die Sichtung, Versorgung, Betreuung und nötigenfalls den Transport von Betroffenen, Verletzten und Erkrankten zuständig sind. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) stellten zwei Busse zur Verfügung, die als Evakuierungsbusse dienten und den Betroffenen eine warme sowie beleuchtete Umgebung boten.
Unmittelbar vom Brand betroffen waren etwa 30 Quadratmeter des Treppenraumes, wobei eine Brandausbreitung vom Erdgeschoss ins 1.Obergeschoss bereits bei Eintreffen der Feuerwehr stattgefunden hat. Vom Rauch beaufschlagt waren der gesamten viergeschossige Treppenraum sowie mehrere Wohnungen. Zur Brandbekämpfung kam 1 C-Rohr zum Einsatz. Das gesamte Gebäude wurde durch mehrere Atemschutztrupps kontrolliert und belüftet.
Die in der Anfangsphase brandbedingte Nichtnutzbarkeit des Treppenraumes als Flucht- und Rettungsweg machte eine anspruchsvolle Personenrettung über die Fenster der Betroffenen erforderlich. Insgesamt retteten wir 15 Personen mittels zweier Drehleitern, 10 Personen mittels Brandfluchthauben und 4 Personen ohne Hilfsmittel. 15 weitere Personen brachten sich selbstständig in Sicherheit, was durch die anwesende Polizei unterstützt wurde. 2 Personen wurden verletzt, eine lebensgefährlich und eine schwer. Nach initialer rettungsdienstlicher Versorgung wurden sie zur weiteren Behandlung in unterschiedliche Krankenhäuser transportiert. Alle weiteren Personen wurden nach notärztlicher Sichtung als Betroffene kategorisiert und zunächst in den Evakuierungsbussen betreut.
Da der gesamte Treppenraum durch den Brand schwer beschädigt wurde und der Energieversorger das komplette Gebäude stromlos schalten musste, ist das Haus vorübergehend unbewohnbar. Die ersatzweise Unterbringung der 42 Betroffenen (darunter 19 Kinder und Jugendliche) erfolgte durch die Polizei in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten.
An der Einsatzstelle waren 109 Einsatzkräfte tätig. Darunter auch Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr und der Lehrfeuerwache. Zur Bewältigung der technischen Aufgaben setzten wir unter anderem 1 C-Rohr, 22 Atemschutzgeräte, 1 Drucklüfter sowie 1 Wärmebildkamera ein.
Inklusive Aufräum- und Kontrollarbeiten waren wir etwa 3 Stunden tätig. Nach Abschluss aller feuerwehrrelevanten Maßnahmen wurde die Einsatzstelle mit einem Zeitversatz von 2 Stunden noch mal durch uns nachgesehen und auf das Vorhandensein weiterer Gefahren kontrolliert. Da dies nicht der Fall war, haben wir die Einsatzstelle an die Polizei übergeben, die nun die Brandursache ermittelt.
Eingesetzt wurden: 8 LHF (teilw. gemindert), 1 LHF-LFW, 1 LHF-ANTS, 1 LF, 2 DLK, 6 RTW, 2 NEF, 5 Führungsfahrzeuge, 8 Sonderfahrzeuge, Leitender Notarzt, Pressedienst der Berliner Feuerwehr
Anwesend waren: Schutzpolizei, Kriminalpolizei, Energieversorger Strom, BVG Betriebsaufsicht, Medienvertretende
Bildmaterial: Berliner Feuerwehr
(mw)
