Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Alt-Hohenschönhausen

Straße: Landsberger Allee

Ortsteil: Alt-Hohenschönhausen

Um die Mittagszeit nahm die Polizei Berlin Kontakt zur Berliner Feuerwehr auf und informierte uns über einen Bombenfund in Alt-Hohenschönhausen, bei dem es vermutlich auch Evakuierungsmaßnahmen geben wird. Wie bei einem solchen Ereignis üblich, wurden wir zur Amtshilfe angefordert, um die anstehenden Maßnahmen zu unterstützen. Unsere Leitstelle entsendete um ca. 11:46 Uhr zunächst eine Erkundungseinheit, bestehend aus einem B-Dienst (Einsatzleiter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes) und einem Leitenden Notarzt. Dabei bestand deren Aufgabe darin, eine Lageerkudnung durchzuführen und die notwendigen Maßnahmen aus Sicht der Feuerwehr festzulegen.

Zur Ausgangslage:

Bei Bauarbeiten wurde gegen 10:30 Uhr in der Landsberger Allee auf Höhe des Arendsweges eine russische 100 Kg schwere Fallbombe aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt. Spezialkräfte des Landeskriminalamtes untersuchten die Bombe und entschieden über die zu treffenden technischen Maßnahmen. Da ein sicherer Abtransport der Bombe ausgeschlossen wurde, legten die spezialisierten Kriminaltechniker fest, dass die Bombe vor Ort entschärft werden muss. Für die anstehende Entschärfung wurde ein Sperrkreis mit einem Radius von 500 m rund um den Fundort der Bombe festgelegt. Unter Führung des örtlichen Polizeiabschnittes wurden die notwendigen Evakuierungsmaßnahmen im Sperrkreis organisiert und durchgeführt, wo der Katastrophenschutzbeauftragten vom Bezirksamt Lichtenberg die organisatorischen Maßnahmen unterstützte.

Relevante Erkundungsergebnisse:

Um etwa 12:30 Uhr waren die Erkundungsmaßnahmen von Seiten der Feuerwehr abgeschlossen. Von den Evakuierungsmaßnahmen waren rund 7.700 Menschen betroffen. Des Weiteren lagen im Sperrkreis unter anderem 1 Schule, 3 Kitas, 2 Pflegeeinrichtungen, 1 Möbelhaus und 1 Baumarkt. Nicht alle zu evakuierenden Personen hatten die Möglichkeit, eigene Ressourcen der vorrübergehenden Unterbringung an einem anderen Ort zu nutzen, andere wiederum waren mobilitätseingeschränkt und nicht eigenständig in der Lage, den Sperrkreis zu verlassen. Im Bereich des Bombenfundortes galt es den Brandschutz sicherzustellen und für die Entschärfer präventiv eine notfallmedizinische Versorgung sicherzustellen. Der zur Erkundung alarmierte Einsatzleiter der Feuerwehr entschied in Abstimmung mit weiteren Führungskräften über die Bildung einer Gemeinsamen Einsatzleitung sowie die Etablierung eines Einsatzabschnittes Transportorganisation und alarmierte weitere Kräfte nach.

Gemeinsame Einsatzleitung und getroffene Maßnahmen:

Gegen 12:30 Uhr erfolgte die Nachalarmierung weiterer Kräfte der Feuerwehr. Wir etablierten im sicheren Bereich eine Gemeinsame Einsatzleitung, welche den ELW2 als Örtlichkeit hatte und von spezialisierten Kräften der Freiwilligen Feuerwehr (Führungsstaffel Nord) betrieben wurde. Den Vorsitz der Gemeinsamen Einsatzleitung hatte ein Einsatzleiter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes, welcher an diesem Tag in der Funktion des sogenannten A-Dienstes (Einsatzleiter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes) war. Dieser ist neben der Behördenleitung die höchste im Dienst befindliche Führungskraft der Berliner Feuerwehr und wird speziell bei Großschadensereignissen und Sonderlagen alarmiert. Die Koordination der Evakuierungsmaßnahmen der mobilitätseingeschränkten Personen übernahm ein C-Dienst (Einsatzleiter des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes) in Funktion des Organisatorischen Leiter Rettungsdienst zusammen mit einem Leitenden Notarzt und einem Fachberater Hilfsorganisation sowie dem Katastrophenschutzbeauftragten des Bezirkes. Für die vorrübergehende Unterbringung der Personen, die keine eigenen Ressourcen dafür hatten, organisierte der Katastrophenschutzbeauftragte des Bezirkes als Aufenthaltsorte 3 naheliegende Schulen. Diejenigen Bewohnerinnen und Bewohner, welche dieses Angebot angenommen haben, konnten sich überwiegend selbstständig dort hinbegeben. Die Hilfsorganisationen unterstützte mobilitätseingeschränkte Personen aus 59 Haushalten mit dem Transport in einem Krankentransportwagen. Im Abstand von etwa einer Stunden kamen alle Verantwortlichen der eingesetzten Behörden und Organisationen sowie eingesetzter Institutionen zu einer Lagebesprechung im ELW2 zusammen. Dadurch wurde gewährleistet, dass alle über einen annährend gleichen Informationsstand verfügen und die zu treffenden Maßnahmen jeweils in enger Abstimmung erfolgen konnten. Neben den bereits erwähnten Aufgaben galt es zum Beispiel auch den öffentlichen Nahverkehr im betreffenden Gebiet zu koordinieren und eine Einschätzung über die mögliche Gefährdung von kritischen Infrastrukturen wie beispielsweise Strom-, Gas- und Wasserleitungen zu treffen. Zu den Aufgaben der Feuerwehr gehörte es auch, eine Brandschutzkomponente sowie eine Gesundheitsschutzkomponente zu stellen.

Einsätze im Sperrkreis:

Während der Evakuierungszeit kam es innerhalb des Sperrkreises zu zwei rettungsdienstlichen Einsätzen, welche jedoch nicht in Zusammenhang mit der Evakuierung standen. Bei den beiden rettungsdienstlichen Einsätzen hatte jeweils eine Person ein medizinisches Problem. Beide Einsätze konnten zügig und ohne Probleme abgearbeitet werden.

Abschluss der Evakuierung, Entschärfung der Bombe und Aufhebung des Sperrkreises:

Um etwa 20 Uhr waren die Evakuierungsmaßnahmen abgeschlossen. Nun konnten die Spezialisten des Landeskriminalamtes damit beginnen, die Bombe zu entschärfen. Insgesamt dauerten die Entschärfungsmaßnahmen etwa 1 Stunde, so dass gegen 21 Uhr die Entschärfung der Bombe erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Ein zwischenzeitlich zu hörender Knall war im Übrigen ein bestimmungsgemäßes Zerstören des Zünders. Nach abschließender Freigabe durch die Polizei wurde der Sperrkreis gegen 21:15 Uhr wieder aufgehoben und alle Bewohnerinnen und Bewohner konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Diejenigen, welche bereits bei der Evakuierung Hilfe in Anspruch nehmen mussten, da sie beispielsweise mobilitätseingeschränkt waren, bekamen natürlich auch bei der Rückführung Unterstützung und wurden von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des DRK und ASB in ihre Wohnungen zurückgebracht. Zwischenfälle gab es während des gesamten Einsatzes keine.

Kommunikation und Zusammenarbeit:

Für die zu bewältigende Öffentlichkeitsarbeit und die Information und Warnung der Bevölkerung stimmte sich der Pressedienst der Berliner Feuerwehr engmaschig mit dem Pressedienst der Polizei Berlin und dem Katastrophenschutzbeauftragten des Bezirkes ab. An dieser Stelle auch noch mal ein herzliches Dankeschön an alle Medienvertretenden, die uns bei der Verbreitung unserer Informationen und Warnungen hinsichtlich des zu evakuierenden Sperrkreises so tatkräftig unterstützt haben. Auch die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Kräften der unterschiedlichen Behörden und Organisationen war einwandfrei.

Während der Einsatzdauer von rund 12 Stunden kamen 42 Kräfte der Feuerwehr (BF und FF) mit 15 Fahrzeugen zum Einsatz. Die Hilfsorganisationen (DRK und ASB) unterstützten zusätzlich mit einer Vielzahl an ehrenamtlichen Einsatzkräften (allein 85 Einsatzkräfte mit 37 Fahrzeugen der Transportkomponente).

Eingesetzt wurden: 3 Führungsfahrzeuge, 1 Leitender Notarzt, 3 LHF, 1 NEF, 2 RTW, 4 Sonderfahrzeuge, Pressedienst der Berliner Feuerwehr

Anwesend waren: Landespolizei, Landeskriminalamt (Entschärfer), Katastrophenschutzbeauftragter vom Bezirksamt Lichtenberg, Fachberater Hilfsorganisation, mehrere Transport- und Betreuungs-, sowie eine Versorgungskomponente der Hilfsorganisationen (DRK, ASB), BVG Betriebsaufsicht, Energieversorger Strom, Gas und Wasser, diverse Medienvertretende

Bildmaterial: Berliner Feuerwehr

(mw)

Fotos

  • ELW2 als Befehlsstelle der Gemeinsamen Einsatzleitung

    ELW2 als Befehlsstelle der Gemeinsamen Einsatzleitung

  • Evakuierungskarte

    Evakuierungskarte

  • Befehlsstelle der Örtlichen Einsatzleitung

    Befehlsstelle der Örtlichen Einsatzleitung

  • Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt Transport

    Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt Transport

  • Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt Transport

    Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt Transport

  • Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt Transport

    Bereitstellungsraum Einsatzabschnitt Transport

  • Leitender Notarzt, Organisatorischer Leiter Rettungsdienst und Vertreter der Hilfsorganisation im Einsatzabschnitt Transport

    Leitender Notarzt, Organisatorischer Leiter Rettungsdienst und Vertreter der Hilfsorganisation im Einsatzabschnitt Transport

  • Fernmeldebetriebsstelle im Einsatzabschnitt Transport

    Fernmeldebetriebsstelle im Einsatzabschnitt Transport

  • Entschärfte Weltkriegsbombe

    Entschärfte Weltkriegsbombe

  • Gemeinsame Einsatzleitung

    Gemeinsame Einsatzleitung