Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Prenzlauer Berg

Straße: Kniprodestraße

Ortsteil: Prenzlauer Berg

Am Donnerstagnachmittag nahm die Polizei Berlin Kontakt zur Berliner Feuerwehr auf und informierte uns über einen Bombenfund in Prenzlauer Berg, bei dem es vermutlich auch Evakuierungsmaßnahmen geben wird. Wie bei einem solchen Ereignis üblich, wurden wir zur Amtshilfe angefordert, um die anstehenden Maßnahmen zu unterstützen. Unsere Leitstelle entsendete um ca. 15:15 Uhr zunächst eine Art Erkundungseinheit, bestehend aus einem ELW-B, einem ELW-C, einem RTW und einem NEF. Dabei bestand die Aufgabe der beiden ELW (einer mit einem Einsatzleiter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes und einer mit einem Einsatzleiter des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes besetzt) darin, eine Lageerkudnung durchzuführen und die notwendigen Maßnahmen aus Sicht der Feuerwehr festzulegen. Der RTW und das NEF hatten die Aufgabe der medizinischen Bereitstellung vor Ort, um bei einem Zwischenfall schnell Hilfe leisten zu können.

Zur Ausgangslage:

Bei Bauarbeiten wurde gegen 13:30 Uhr in der Kniprodestraße auf dem Gelände zwischen einem Supermarkt, einem Oberstufenzentrum und einem Gymnasium eine amerikanische 500 kg schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt. Spezialkräfte des Landeskriminalamtes untersuchten die Bombe und entschieden über die zu treffenden technischen Maßnahmen. Da ein sicherer Abtransport der Bombe ohne vorheriger Entschärfung ausgeschlossen wurde, legten die spezialisierten Kriminaltechniker fest, dass die Bombe noch am späten Abend vor Ort entschärft werden muss. Für die anstehende Entschärfung wurde ein Sperrkreis mit einem Radius von 500 m rund um den Fundort der Bombe festgelegt. Unter Führung des örtlichen Polizeiabschnittes wurde bereits mit den Evakuierungsmaßnahmen begonnen.

Relevante Erkundungsergebnisse:

Um etwa 16 Uhr waren die Erkundungsmaßnahmen von Seiten der Feuerwehr abgeschlossen. In dem benannten Sperrkreis galt es rund 9.000 Menschen zu evakuieren, worunter auch rund 40 Haushalte mit jeweils 1-3 mobilitätseingeschränkten Personen angetroffen wurden. In dem Sperrkreis befanden sich auch 21 Covid-19 positive Personen, welche unter Quarantäne standen. Nicht alle zu evakuierenden Personen hatten die Möglichkeit, eigene Ressourcen der vorrübergehenden Unterbringung an einem anderen Ort zu nutzen. Auch eine technische Unterstützung war von Nöten, sowohl im Bereich des Brandschutzes, als auch im Bereich der Entschärfung. Der örtliche Einsatzleiter der Erkundungseinheit, welcher in Funktion des sogenannten B-Dienstes war, entschied in Abstimmung mit weiteren Führungskräften über die Bildung einer Gemeinsamen Einsatzleitung und alarmierte weitere Kräfte nach.

Gemeinsame Einsatzleitung und getroffene Maßnahmen:

Gegen 16:15 Uhr erfolgte die Nachalarmierung weiterer Kräfte der Feuerwehr. Wir etablierten am Rande des Sperrkreises eine Gemeinsame Einsatzleitung, welche den ELW 2 als Örtlichkeit hatte und von den Kollegen des Fernmeldeeinsatzdienstes betrieben wurde. Im weiteren Verlauf wurden diese von einer spezialisierten Einheit der Freiwilligen Feuerwehr abgelöst. Den Vorsitz der Gemeinsamen Einsatzleitung hatte ein Einsatzleiter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes, welcher an diesem Tag in der Funktion des sogenannten A-Dienstes war. Dieser ist neben der Behördenleitung die höchste im Dienst befindliche Führungskraft der Berliner Feuerwehr und wird speziell bei Großschadensereignissen und Sonderlagen alarmiert. Von Seiten der Feuerwehr wurde der Einsatz in zwei Einsatzabschnitte (Entschärfung und Evakuierung) gegliedert und jeweils von einer Führungskraft geleitet. Die Koordination der Evakuierungsmaßnahmen der erwähnten mobilitätseingeschränkten Personen und der Covid-19 positiven Personen übernahm ein Leitender Notarzt in Zusammenarbeit mit dem Fachberater des DRK und Vertretern des zuständigen Bezirksamtes. Für die vorrübergehende Unterbringung der Personen, die keine eigenen Ressourcen dafür hatten, organisierte das Bezirksamt Pankow die Unterbringung in einer nahegelegenen Radsporthalle. Diejenigen Bewohnerinnen und Bewohner, welche dieses Angebot angenommen haben, konnten sich überwiegend selbstständig dort hinbegeben. Das Deutsche Rote Kreuz unterstützte mobilitätseingeschränkte Personen aus 40 Haushalten mit dem Transport in Krankentransportwagen. Die Covid-19 positiven Patienten wurden in der Radsporthalle separiert. Im Abstand von etwa 1,5 Stunden kamen alle Verantwortlichen der eingesetzten Behörden und Organisationen sowie eingesetzter Institutionen zu einer Lagebesprechung im ELW 2 zusammen. Dadurch wurde gewährleistet, dass alle über einen annährend gleichen Informationsstand verfügen und die zu treffenden Maßnahmen jeweils in enger Abstimmung erfolgen konnten. Neben den bereits erwähnten Aufgaben galt es zum Beispiel auch den öffentlichen Nahverkehr im betreffenden Gebiet zu koordinieren und eine Einschätzung über die mögliche Gefährdung von kritischen Infrastrukturen wie beispielsweise Strom-, oder Gasleitungen zu treffen. Zu den Aufgaben der Feuerwehr gehörte es auch noch, am Entschärfungsort den Brandschutz sicherzustellen. Dazu baute die Besatzung eines LHF eine Löschwasserversorgung auf und hielt sich für einen eventuellen Einsatz in der Nähe bereit. Kräfte unseres Technischen Dienstes unterstützen den Einsatz der Entschärfer mit speziellen technischen Gerätschaften.

Einsätze im Sperrkreis:

Während der Evakuierungszeit kam es innerhalb des Sperrkreises zu zwei rettungsdienstlichen und einem technischen Einsatz, welche jedoch nicht in Zusammenhang mit der Evakuierung standen. Bei den beiden rettungsdienstlichen Einsätzen hatte jeweils eine Person ein medizinisches Problem und bei dem einen technischen Einsatz kam es zu einem Wasserrohrbruch in einem Wohnhaus. Alle drei Einsätze konnten zügig und ohne Probleme abgearbeitet werden.

Abschluss der Evakuierung, Entschärfung der Bombe und Aufhebung des Sperrkreises:

Um etwa 23 Uhr waren die Evakuierungsmaßnahmen abgeschlossen. Nun konnten die Spezialisten des Landeskriminalamtes damit beginnen, die Bombe zu entschärfen. Während der Entschärfung wurde unter anderem auch der Bahnverkehr im Sperrgebiet unterbrochen, sowie der Luftraum gesperrt. Insgesamt dauerten die Entschärfungsmaßnahmen inklusive Vor- und Nachbereitung rund 2 Stunden, so dass gegen 1 Uhr die Entschärfung der Bombe erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Ein zwischenzeitlich zu hörender Knall war im Übrigen ein bestimmungsgemäßes Zerstören des Zünders. Nach abschließender Freigabe durch die Polizei wurde der Sperrkreis wieder aufgehoben und alle Bewohnerinnen und Bewohner konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Diejenigen, welche bereits bei der Evakuierung Hilfe in Anspruch nehmen mussten, da sie beispielsweise mobilitätseingeschränkt waren, bekamen natürlich auch bei der Rückführung Unterstützung und wurden von überwiegend freiwilligen Helferinnen und Helfern des DRK in ihre Wohnungen zurückgebracht. Zwischenfälle gab es während des gesamten Einsatzes keine. Die Gemeinsame Einsatzleitung wurde gegen 1:30 Uhr aufgehoben und die Einsatzstelle an die Polizei übergeben, welche sich unter anderem auch um den Abtransport der entschäften Bombe kümmerte.

Kommunikation und Zusammenarbeit:

Für die zu bewältigende Öffentlichkeitsarbeit und die Information und Warnung der Bevölkerung stimmte sich der Pressedienst der Berliner Feuerwehr engmaschig mit dem Pressedienst der Polizei Berlin ab. An dieser Stelle auch noch mal ein herzliches Dankeschön an alle Medienvertretenden, die uns bei der Verbreitung unserer Informationen und Warnungen hinsichtlich des zu evakuierenden Sperrkreises so tatkräftig unterstützt haben. Auch die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Kräften der unterschiedlichen Behörden und Organisationen war vorbildlich.

Während der Einsatzdauer von rund 12 Stunden kamen insgesamt 43 Kräfte der Feuerwehr mit insgesamt 16 Fahrzeugen zum Einsatz.

Eingesetzt wurden: 5 Führungsfahrzeuge, 1 LNA, 5 Sonderfahrzeuge, 1 NEF, 2 RTW, 2 LHF, Pressedienst der Berliner Feuerwehr

Anwesend waren: Landespolizei, Bundespolizei, Diverse Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bezirksamt Pankow (unter anderem der Bezirksbürgermeister, der Katastrophenschutzbeauftragte und die stellvertretende Sozialamtsleiterin), Fachberater des DRK, Notfallmanager Bahn, Energieversorger Strom, Energieversorger Gas, Energieversorger Wasser, Medienvertretende

Bildmaterial: Berliner Feuerwehr

(mw)

  • ELW 2 als Örtlichkeit für die Gemeinsame Einsatzleitung

    ELW 2 als Örtlichkeit für die Gemeinsame Einsatzleitung

  • Rettungskräfte im Bereitstellungsraum

    Rettungskräfte im Bereitstellungsraum

  • Sperrkreis im Radius von 500 m rund um den Fundort der Bombe

    Sperrkreis im Radius von 500 m rund um den Fundort der Bombe

  • Eine der Lagebesprechungen im ELW 2

    Eine der Lagebesprechungen im ELW 2

  • Verlassen des ELW 2 nach einer der Lagebesprechungen

    Verlassen des ELW 2 nach einer der Lagebesprechungen

  • 500 kg Weltkriegsbombe wird von einem Bagger aus einer Baugrube geborgen

    500 kg Weltkriegsbombe wird von einem Bagger aus einer Baugrube geborgen

  • Fahrzeuge der Spezialisten vom Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalamtes

    Fahrzeuge der Spezialisten vom Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalamtes

  • Geborgene 500 kg Weltkriegsbombe

    Geborgene 500 kg Weltkriegsbombe

  • Funkleitstelle des DRK

    Funkleitstelle des DRK

  • Diverse Einsatzkräfte vor dem ELW 2

    Diverse Einsatzkräfte vor dem ELW 2