Straße: Sperenberger Straße
Ortsteil: Marienfelde
In den späten Nachmittagsstunden – um kurz vor 17 Uhr – kam es innerhalb einer Lagerhalle eines Herstellungsbetriebes für Kunststoffverpackungen zu einem folgenschweren Brand. Eine Mitarbeiterin bemerkte diesen und alarmierte umgehend die Feuerwehr. Zudem informierte sie alle Mitarbeitenden im betroffenen Bereich, so dass diese sich selbstständig in Sicherheit bringen konnten, nachdem sie erste eigene Löschversuche unternommen haben, die jedoch erfolglos blieben.
Aufgrund der ausgesprochen hohen Brandlast im Objekt breitete sich das Feuer schnell auf den gesamten Hallenbereich aus, so dass die ersteintreffenden Einsatzkräfte bereits einen Vollbrand vorfanden und entsprechend umfangreich nachalarmierten. Somit waren nur 20 Minuten nach Eingang des Notrufs rund 100 Einsatzkräfte alarmiert, wobei die Anzahl im weiteren Verlauf noch gesteigert werden musste. Von dem Brand waren am Ende etwa 5.400 m2 betroffen. Auf dieser Fläche lagerten überwiegend Kunststofferzeugnisse, Holzpaletten und diverse Lagerware. Sowohl zur Brandbekämpfung als auch zur Riegelstellung – was vom Prinzip her dem Schutz der umgebenen Gebäudestrukturen darstellt – musste ein großvolumiger allumfassender Löschangriff durchgeführt werden, wofür die Wasserversorgung im Nahbereich zunächst nicht ausreichte. Daher verlegten wir auf einer Strecke von mehreren hundert Metern rund 3 km Schlauchmaterial zu unterschiedlichen Wasserentnahmestellen, um den enormen Löschwasserbedarf decken zu können. Diverse Sonderfahrzeuge brachten das benötigte Schlauchmaterial, um es mit vereinten Kräften auszulegen. Neben dieser logistischen Herausforderung galt es auch den hohen Schaummittelbedarf zu gewährleisten, was federführend der Technische Dienst organisierte und dafür ebenfalls mit Sonderfahrzeugen anrückte. Generell kamen hier viele Fahrzeuge zum Einsatz, die nicht unbedingt dem Standard entsprechen. So z.B. der Teleskopmast 50 mit seinem leistungsstarken Werfer, der Abrollbehälter Tankstelle zur Deckung des Kraftstoffbedarfs der eingebundenen Fahrzeuge und der Feuerwehranhänger Tieflader mit aufgeladenem Radlader zum Umschichten des Brandschutts.
Die Brandbekämpfung wurde überwiegend im Außenangriff durchgeführt, da erhebliche Einsturzgefahr bestand. Nur in den nicht vom Einsturz gefährdeten Bereichen konnte ein kombinierter Außen- und Innenangriff durchgeführt werden. Zur Bewältigung der strategischen und taktischen Führungsaufgaben, die anfangs durch einen B-Dienst geleitet wurden und im späteren Verlauf von einen A-Dienst übernommen wurden, stand ein entsprechendes Führungsteam bestehend aus diversen C-Diensten und Staffelführern zur Verfügung. Letztere waren dabei überwiegend operativ tätig und steuerten die Maßnahmen unmittelbar am Ereignisort. Auch der LBD-V war als Vertreter der Behördenleitung vor Ort und stellte seine umfangreiche Expertise der Einsatzleitung zur Verfügung. Es wurden 5 Einsatzabschnitte gebildet, davon 3 Brandbekämpfungsabschnitte, 1 Abschnitt Wasserversorgung sowie 1 Abschnitt Betreuung und Versorgung. Letzterer wurde von einer sogenannten Schnelleinsatzgruppe Betreuungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes realisiert, die sich neben der Verpflegung der Einsatzkräfte auch um die Mitarbeitenden des betroffenen Betriebes kümmerten. In regelmäßigen Zeitabständen fand im ELW 2 eine Lagebesprechung statt. Unterstützt wurden die Lagebesprechungen unter anderem mit Bildern einer Einsatzdrohne. Das Übergreifen des Brandes auf eine unmittelbar angrenzende Produktionshalle und weitere Objekte mit erheblichen Werten konnte verhindert werden. Um die ca. 80 Einsatzfahrzeuge geordnet an- und abfahren lassen zu können, wurde ein sogenannter Bereitstellungsraum im Bereich der Sperenberger Straße / Motzener Straße eingerichtet, von wo aus die nachrückenden Einsatzmittel bedarfsgerecht abgerufen wurden.
Aufgrund der massiven Rauchentwicklung mit einer bis zu 30 km weit sichtbaren Rauchwolke kam es im Verlauf des Einsatzes zu einer wahrnehmbaren Verrauchung sowohl des gesamten Nahbereiches als auch des Gebietes östlich der Einsatzstelle. Wir informierten die Bevölkerung im näheren Umfeld der Einsatzstelle über das Modulare Warnsystem (MoWaS), an das unter anderem die Warn-Apps KATWARN und NINA angeschlossen sind und empfahlen möglichst zu Hause zu bleiben und Fenster sowie Türen geschlossen zu halten, solange die Warnung aktiv ist. Bei der Information der Bevölkerung unterstützten uns auch lokale Radio- und Fernsehsender sowie diverse onlinevertretene Tageszeitungen. Ein speziell als Umweltdienst ausgebildeter Einsatzleiter der Feuerwehr koordinierte die durch unseren Gerätewagen Messtechnik durchgeführten Luftmessungen in der Umgebung, die allesamt ohne bedenklichen Befund waren. Ab etwa 20:45 Uhr war die Rauchentwicklung von der Intensität her deutlich abgeklungen und überwiegend geradlinig aufsteigend, so dass die Warnmeldung um 21:07 Uhr zurückgenommen werden konnte.
Die eigentliche Brandbekämpfung war um etwa 22:30 Uhr abgeschlossen, wobei die anschließenden umfangreichen Kontroll- und Nachlöscharbeiten erst 3 Tage später (!) – am 10.07. – beendet werden konnten. Zwischenzeitlich flammten immer wieder Glutnester auf, die unter den tonnenschweren Decken- und Wandteilen der eingestürzten Hallenbereiche verborgen waren. Zudem erschwerte uns in großen Mengen vorhandener geschmolzener Kunststoff teilweise die Zugänglichkeit zu gewissen Bereichen. Durch einen im weiteren Verlauf verlegten Mittelschaumteppich konnten auch diese Bereiche erreicht werden. Eine fortwährende Brandwache – bestehend aus mindestens einem Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug – gewährleistete eine andauernde Kontrolle und steuerte punktuell nach. Zwischenzeitlich musste immer mal wieder das Kräfte-/ Mittelaufgebot erhöht werden. Aufgrund der eingestürzten Hallendachkonstruktion gestalteten sich die Arbeiten sehr langwierig, personal- und zeitintensiv. Die eingesetzten Einsatzkräfte wurden im Einsatzverlauf in regelmäßigen Zeitabständen intern abgelöst. Nach Abschluss aller Maßnahmen wurde die Einsatzstelle am Vormittag des 10.07. an den Betreiber übergeben, so dass unsere dortigen Tätigkeiten nach rund 64 Stunden (!) endeten.
Bei dem Einsatz verletzte sich während der Nachlöscharbeiten ein unter Atemschutz eingesetzter Feuerwehrmann infolge eines Sturzes. Er wurde vor Ort versorgt und zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus transportiert.
Zur Sicherstellung des Brandschutzes in den entblößten Wachbereichen wurden 7 Freiwillige Feuerwehren und eine Führungsstaffel zur Wachbesetzung alarmiert. Bei den koordinierenden Maßnahmen unterstützte den Lagedienst und die Leitstelle der vor Ort befindliche Vertreter des Landesbeauftragten der Freiwilligen Feuerwehren Berlins.
An der Einsatzstelle waren über einen Zeitraum von insgesamt 4 Tagen (07.07. bis 10.07.) inklusive diverser Ablösungen rund 300 Einsatzkräfte mit knapp 100 Einsatzfahrzeugen tätig. Zur Spitzenzeit am 07.07 waren bis zu 200 Einsatzkräfte zeitgleich an der Einsatzstelle anwesend. Insgesamt kamen unter anderem 7 Werfer, 1 B-Rohr, 10 C-Rohre, 54 Atemschutzgeräte sowie eine Einsatzdrohne und diverse Wärmebildkameras zum Einsatz. Unterstützt wurden unsere Maßnahmen durch 2 Flugfeldlöschfahrzeuge der Flughafenfeuerwehr des BER. Neben einem großen Löschwasser- und Schaummittelvorrat verfügen diese Fahrzeuge über sehr leistungsstarke Pumpen zur Löschwasserförderung, was sehr hilfreich war.
Erwähnenswert ist auch die ausgesprochen gute Zusammenarbeit mit dem unverzüglich zur Einsatzstelle gekommenen Betriebsleiter sowie diversen Mitarbeitenden der betroffenen Firma, die von Beginn an vor Ort waren und mit Rat und Tat zur Seite standen. So konnten frühzeitig Einsatzschwerpunkte gesetzt und besondere Gefahrenstellen identifiziert werden. Zudem boten benachbarte Firmen ebenfalls ihre Hilfe an und ermöglichten uns z.B. den unkomplizierten Zugang zu deren Gelände, um dort Einsatzfahrzeuge strategisch gut positionieren zu können und stellten die auf ihrem Firmengelände installierten Löschwasserentnahmestellen zur Verfügung.
Eingesetzt wurden (über die 4 Tage verteilt): 34 LHF, 8 DLK, 27 Sonderfahrzeuge, 3 TLF, 14 Führungsfahrzeuge, 8 RTW, 1 NEF, Pressedienst der Berliner Feuerwehr
Anwesend waren: LBD-V, LB FF-V, Flughafenfeuerwehr des BER, Schutzpolizei, Kriminalpolizei, SEG Betreuung vom DRK, Energieversorger Strom und Gas, Vertreter der Geschäftsführung und Betriebsleitung, Medienvertretende
Bildmaterial: Berliner Feuerwehr
(mw)