Liegengebliebener Regionalzug auf freier Strecke in Treptow-Köpenick

Örtlichkeit: Freie Bahnstrecke in Höhe des Freizeit- und Erholungszentrums (FEZ)

Ortsteil: Oberschöneweide

In den frühen Abendstunden blieb ein voll besetzter Regionalzug in Ausführung eines Doppelstockzuges auf freier Strecke in Höhe des Freizeit- und Erholungszentrums (FEZ) liegen. Grund dafür war ein technischer Defekt in dessen Folge auch die Klimaanlage des Zuges zeitweise außer Betrieb war. Durch die bei sommerlichen Außentemperaturen entstehende aufgestaute Hitze im Zuginneren bei gleichzeitiger sehr hoher Auslastung (ca. 1.200 Fahrgäste) wurde ein großer Teil der Fahrgäste zunehmend unruhig. Nach rund 30 Minuten Standzeit setzte bei einigen Fahrgästen eine gewisse Eigendynamik ein, die dazu führte, dass die Notentriegelung diverser Türen betätigt wurde, um Frischluft in den Zug zu bekommen. Im weiteren Verlauf verließ eine größere Anzahl an Fahrgästen eigenständig den Zug und lief teilweise in den benachbarten Wald und teilweise in den Gleisbereich der freien Bahnstrecke.

Einer der Fahrgäste rief mit seinem Mobiltelefon die Feuerwehr und schilderte die aktuelle Situation sowie die dortigen Ereignisse und gab auch an, dass einige Leute hitzebedingt kollabiert seien, woraufhin wir uns mit einem entsprechenden Einsatzmittelaufgebot auf den Weg zur Einsatzstelle machten.

Wir gliederten die Einsatzstelle vor Ort in zwei Einsatzabschnitte, Räumung und Medizinische Rettung. Im ersten Einsatzabschnitt (Räumung) kümmerten wir uns um die geordnete Räumung des Regionalzuges und einen sicheren Abstrom in Richtung FEZ, von wo aus die Fahrgäste fußläufig einen nahegelegenen ÖPNV-Anschluss erreichen konnten. Bedingt durch den unwegsamen Untergrund im Gleisbereich sowie der Böschung vom Gleisbereich runter auf den zur Straße führenden Waldweg mussten wir einer großen Anzahl an Personen bei der Bewältigung der Wegstrecke behilflich sein. Im Fokus standen hier unter anderem Mobilitätseingeschränkte, Senioren und Kinder. Unterstützt wurden die Maßnahmen durch die Bundespolizei, die Landespolizei, sowie auf dem Dienstweg befindlicher Soldaten der Bundeswehr. Im zweiten Einsatzabschnitt (Medizinische Rettung) standen wir mit einer etwas abgespeckten MANV-Komponente für die Versorgung und den Transport potenzieller Patienten bereit. Ein Leitender Notarzt sichtete die an ihm vorbeiziehenden Gruppen oberflächlich, unterstützt von einem weiteren Notarzt und diverser RTW-Besatzungen. Keiner der Fahrgäste bedarf einer medizinischen Hilfe, so dass der Einsatzabschnitt rein präventiv tätig war. Mit einer Einsatzdrohne überflogen wir das benachbarte Waldstück und suchten es nach Personen ab, die ggf. durch eine entstandene Panik nun hilflos im Wald herumirren. Gleichzeitig suchten Einsatzkräfte der Polizei das Waldstück mit Fußstreifen ab und geleiteten angetroffene Personen in die richtige Richtung. Auch hier resultierte keine Person, die medizinische Hilfe benötigte.

Sicherheitshinweis:

Beim eigenständigen Betreten der Bahnstrecke ohne vorherige Anweisung durch das Bahnpersonal oder durch Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr besteht Lebensgefahr! Insbesondere auf freier Strecke – so wie auch bei diesem Ereignis – ist mit erheblichen Gefahren zu rechnen. Dazu zählt z.B. noch stattfindender Bahnverkehr auf benachbarten Gleisen. Schnellzüge sind auf freier Strecke mit bis zu 300 km/h unterwegs und erzeugen auch eine Sogwirkung. Des Weiteren besteht auch eine nicht zu unterschätzende Stromgefahr, da im unmittelbaren Gleisbereich unter Spannung stehende Leitungen und Teile anzufinden sind, je nach Verwendung bis zu 15.000 V (Oberleitung) führen können. Neben diesen beispielhaft genannten speziellen Gefahren bestehen aber auch diverse allgemeine Gefahren, z.B. durch die Unwegsamkeit im Gleisbereich. Bitte leisten Sie bei Notsituationen oder außergewöhnlichen Situationen im Bahnbereich den Anweisungen des Bahnpersonals oder anwesender Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr unbedingt Folge. Sollte im Zug kein Bahnpersonal anzutreffen sein, so haben Sie an diversen Stellen die Möglichkeit über einen Notruftaster oder Ähnliches eine Sprechverbindung zum Lokführer/ zur Lokführerin aufzubauen. Alternativ können Sie auch von Ihrem Mobiltelefon den Notruf wählen und von dort Verhaltenshinweise bekommen.

Für die Dauer des Einsatzes und die anschließenden Bergungsmaßnahmen des defekten Regionalzuges war die Bahnstrecke vollständig gesperrt. Davon waren zeitweise auch zwei benachbarte Gleise betroffen.

Zum Einsatz kamen 49 Kräfte der Feuerwehr, darunter auch ein speziell ausgebildetes Drohnenteam der Freiwilligen Feuerwehr.

Nach Abschluss unserer Maßnahmen haben wir die Einsatzstelle an die Bundespolizei übergeben.

Vor Ort waren: 5 LHF (1x gemindert, 1x LFW), 1 MTF Drohne, 1 LNA, 1 NEF, 6 RTW, 3 Führungsfahrzeuge, Pressedienst der Berliner Feuerwehr

Anwesend waren auch: Schutzpolizei, Bundespolizei, Notfallmanager der Deutschen Bahn, Medienvertretende

Bildmaterial: Berliner Feuerwehr

(mw)

Fotos

  • Liegengebliebener Regionalzug (Doppelstockzug)

    Liegengebliebener Regionalzug (Doppelstockzug)

  • Einsatzfahrzeuge und Fahrgäste neben der Bahnstrecke in Nähe des FEZ

    Einsatzfahrzeuge und Fahrgäste neben der Bahnstrecke in Nähe des FEZ

  • Einsatzfahrzeuge und Fahrgäste neben der Bahnstrecke in Nähe des FEZ

    Einsatzfahrzeuge und Fahrgäste neben der Bahnstrecke in Nähe des FEZ

  • Einsatzfahrzeuge und Einsatzkräfte im Wald neben der Bahnstrecke Höhe FEZ

    Einsatzfahrzeuge und Einsatzkräfte im Wald neben der Bahnstrecke Höhe FEZ

  • Einsatzkräfte der Polizei im Wald neben der Bahnstrecke Höhe FEZ

    Einsatzkräfte der Polizei im Wald neben der Bahnstrecke Höhe FEZ

  • Fahrzeug vom Notfallmanager der Deutschen Bahn

    Fahrzeug vom Notfallmanager der Deutschen Bahn