Überrascht erfuhr die Berliner Feuerwehr vom Tode ihres früheren langjährigen Fachmannes für den Vorbeugenden Brandschutz, dem Leitenden Branddirektor a.D. Dr.-Ing. Karl-Heinz Schubert. Damit hat uns ein besonders engagierter Beamter dieses Fachs verlassen, der auch noch nach dem Ende seiner Diensttätigkeit in seiner Branche erfolgreich weitergewirkt hat.
Karl-Heinz Schubert, geb. 28. März 1931 in Hamburg, geriet durch die Kriegsverhältnisse zunächst nach Sachsen, wo er die Schule mit dem Abitur abschloss, aber etwas später im damaligen West-Berlin an der Technischen Universität sein Studium aufnahm, das er nach anfänglichem Suchen erfolgreich im Bauwesen fortführte. Während seiner Studienzeit traf er bei einer Mitfahrgelegenheit auf Dr. Kaufhold, damals Leiter der Berliner Feuerwehr, der ihn während der damaligen Interzonen-Fahrt auf die entsprechenden Arbeitsmöglichkeiten aufmerksam machte. Nach erfolgreichem Abschluss bewarb sich Karl-Heinz Schubert allerdings bei einer Reihe von Firmen im ganzen damaligen Bundesgebiet, aber als erstes meldete sich die Berliner Feuerwehr. Während des hiesigen Vorstellungsgesprächs bei einem leitenden Beamten hatte dieser einen Alarm und nahm den überraschten Bewerber einfach mit zur Einsatzstelle. Schubert war beeindruckt, fand auch das Gesehene sehr ansprechend und ließ sich am 1. April 1959 als Brandreferendar einstellen; nach erfolgreicher Ablegung der zweiten Staatsprüfung begann er am 10. Juli 1961 bei der Berliner Feuerwehr denn auch seine Probezeit, die am 1. Februar 1963 nach erfolgreichem Abschluss zur Übertragung des Amtes eines Referatsleiters im VB und zur Ernennung zum Brandrat führte.
Wie aufgrund seiner Fachausbildung gewünscht trat Karl-Heinz Schubert folgerichtig seine Tätigkeit bei BD Hoene, dem damaligen Leiter des VB, an, der ihn – wie Schubert gelegentlich schilderte – in die Tiefen des Faches einführte. Schon 1966 wurde seine Mitarbeit bei der AGBF im Ausschuss VB, Im Ausschuss 4102 - Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen - des DIN-Ausschusses sowie in der AG Schadenverhütung der Feuersozietät Berlin erwähnt. Er blieb denn auch im Bereich Vorbeugender baulicher Brandschutz tätig, wuchs in ihn hinein, und übernahm 1968 die Leitung des Vorbeugenden Brandschutzes in der Berliner Feuerwehr.
Schon in seiner frühen Tätigkeit zeigte er seine Standfestigkeit, als er für die Kunststoff-Fassade der neu errichteten Philharmonie eine noch nie gebaute Berieselungseinrichtung durchsetzte. Mit dieser Lösung setzte Schubert den erforderlichen Brandschutz durch, ermöglicht aber den später weltbekannt werdenden Bau nach den Vorstellungen des Architekten. Das ließ aufmerken.
Bereits 1966 war in den entsprechenden Fachkreisen ersichtlich, dass für Karl-Heinz Schubert der Vorbeugende Brandschutz nicht nur Pflicht, sondern auch Neigung geworden war. Das veranlasste den Herausgeber der Fachzeitschrift „Brandschutz“, ihm die (ehrenamtliche) Schriftleitung des Teiles Vorbeugender Brandschutz zu übertragen, was Schubert auch bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst weiterführte. Ebenso bis zum Ausscheiden aus dem Dienst erhielt er Lehraufträge an der TU Berlin und der TFH Berlin, aber die Lehrtätigkeit an der TU Braunschweig lag ihm wohl besonders am Herzen. Diese Aufträge zeigten, wie sehr er geschätzt wurde.
Neben vielen anderen Bauten in Berlin begann Anfang der 70er Jahre die Planung des Flughafens Tegel, die Schubert bis zur erfolgreichen Inbetriebnahme mit zahlreichen Forderungen, aber auch konstruktiven Lösungen brandsicherheits-technisch begleitete.
Anfang 1980 promovierte Dr. Schubert. Natürlich beschäftigte sich seine Dissertation mit dem Thema baulicher VB, und zwar zeigte er den Zusammenhang zwischen einerseits Größe der Brandabschnitte in erdgeschossigen Hallen und andererseits den Möglichkeiten der Brandbekämpfung mit Gruppe und Zug nach der FwDV auf. Damit entwickelte er ein Rechenverfahren zur Ermittlung maximaler Abmessungen von erdgeschossigen Hallen ohne brandschutztechnische Bemessung der tragenden Konstruktion bei Einsatz mehrerer Löschzüge und unter Berücksichtigung der Löschwasserversorgung.
Inzwischen war Dr. Schubert in den Gremien der AGBF, des vfdb, in DIN-Ausschüssen und Fachkommissionen der Bauministerien der Länder, aber auch beim Bundesbauministerium zum Vertreter und Verfechter der Anliegen des baulichen VB geworden.
Eine andere Aufgabe war der noch nie gestattete Bau von zwei Hochregallagern in unmittelbarer Nähe zueinander. Die größte Wand im größten Hochregallager der Welt war hier die Lösung. Ein entsprechender Eintrag im Guinnes-Buch der Rekorde war eine seltene Folge. Insgesamt hatte Dr. Schubert gezeigt, dass er im Umgang mit den Architekten und Bauherren stets von deren Wünschen ausging, aber den erforderlichen baulichen Brandschutz mit Geschick und Überzeugungskraft gewissermaßen hinzusetzte. In den ständig nötigen Verhandlungen kam ihm die praktische Einsatzerfahrung zugute.
Als Ltd. BD Dr.-Ing. Karl-Heinz Schubert am 31. März 1991 in den (dienstlichen) Ruhestand wechselte, konnte er auch auf das ihm verliehene Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehr-Verbands als Lohn so vieler Arbeitsergebnisse zurückblicken.
Aber im Ruhestand arbeitete Dr. Schubert weiter. Auf zahlreichen Großbaustellen in Berlin und Umgebung war sein Wissen gesucht und so wurde er verantwortlich für die Brandsicherheit zahlreicher Bauten des Regierungsumzugs und die Großbaustelle am Potsdamer Platz, obwohl er gewiss nicht immer bequem war. So wurde die Ehrenmedaille der vfdb im Jahre 2000 die Anerkennung der Branche, doch hat ihn der „Brandschutz-Oskar“ der TU Braunschweig zur gleichen Zeit wohl noch mehr gefreut, das war die Anerkennung seiner engeren Fachkollegen; „Ihm ist es gelungen, den Einfluss von Stärke und Ausrüstung der Feuerwehr sowie Löschwasserversorgung und Zugänglichkeit auf den Erfolg der Brandbekämpfung quantitativ zu beschreiben. Damit hat er wesentliche Grundlagen zur Interpretation des Schutzziels „wirksame Löscharbeiten ermöglichen“ und zur rationalen Begrenzung der zulässigen Größe von Brandbekämpfungsabschnitten im Industriebau geschaffen.“
Das wird bleiben! Die Berliner Feuerwehr wird ihm ein ehrenhaftes Andenken bewahren.