Engel der Großstadt

Staatssekretär für Sport Aleksander Dzembritzki von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport und der Ständige Vertreter des Landesbranddirektors Karsten Göwecke haben am 27.01.2020 insgesamt 45 Berlinerinnen und Berliner öffentlich gewürdigt, die im vergangen Jahr entschlossen, selbstlos und qualifiziert andere Menschen aus einer Todesgefahr geretteten.

„Engel" sind Personen, die in Notfallsituationen nicht weggeschaut haben, sondern in herausragender Form dazu beigetragen haben, Menschenleben zu retten, noch bevor die Feuerwehr eintraf. Oft genug muss über mangelnde Zivilcourage geklagt werden, doch wir sehen an dieser Ehrung, dass es viele Menschen gibt, die nicht wegschauen. Die Berliner Feuerwehr ehrt Menschen, die eine Laienreanimation durchführen, Personen aus dem Wasser retten, sich bei Verkehrsunfällen um die Verletzten kümmern, einen Brand löschen oder einer verunfallten Person zur Seite stehen und vieles mehr. Die Berliner Feuerwehr möchte nicht nur diese gelebte Form von Zivilcourage öffentlich ehren, sondern auch zur Nachahmung ermutigen. Bei Notfällen können Laien immer handeln - Wegschauen und Nichtstun sind in jedem Falle verkehrt.

Hier ein paar Beispiele: Felix und sein Freund gehören zur Wettkampfmannschaft der Schwimm-Gemeinschaft Neukölln und absolvierten am 11. Februar den monatlichen Leistungstest, das Streckentauchen. Er bemerkte nach den 50 Metern beim Auftauchen, dass sein Freund nicht mehr neben ihm war, sondern unter Wasser nach Luft schnappte und auf den Boden sank. Ohne an seine eigene Sicherheit zu denken, tauchte er erneut ab und schleppte seinen Freund vom Beckenboden nach oben zum Beckenrand, wo ihm seine Trainer zur Hilfe kamen. Ohne die schnelle und mutige Reaktion wäre der Unfall nicht so „glimpflich" ausgegangen, denn dem jungen Mann geht es wieder gut!!!

Finn lief am 20. Februar durch ein Mehrfamilienhaus, schrie, klopfte an die Türen und bat um Hilfe, da seine Schwester sowie seine Mutter vom Hund in der Wohnung angegriffen wurden. Herr L. und Herr T. eilten zur Hilfe. Sie traten die Tür der Wohnung ein, da von innen Schreie und das Knurren des Hundes zu hören waren. Jedoch gelang es Keinem, die Tür von innen zu öffnen. In diesem Moment rannte die 19-Jährige schreiend aus der Wohnung. Dabei hielt sie sich die Hand, aus der pulsartig das Blut herausströmte. Die augenscheinlich unter Schock stehende Frau konnte durch Frau L. in der 7. Etage gestoppt werden. Hier brach sie aufgrund des Schocks und des Blutverlustes zusammen. Sie wurde von Frau L. und einer dazu kommenden Nachbarin erstversorgt. Herr L. und Herr T. gingen zeitgleich in die Wohnung und sahen Frau L. am Boden liegen, über ihr der Hund, der sich gerade in ihrem Arm verbissen hatte. Sie hatte schon stark blutende Wunden an den Armen und Beinen. Beide Männer zögerten nicht und rissen den Hund an den Hinterläufen von der Frau weg, nun versuchte dieser die Männer zu beißen. Herr L. umklammerte den Kopf des Hundes, ohne Rücksicht auf seine Gesundheit. Er umklammerte ihn so fest, dass dieser das Maul nicht mehr aufreißen konnte. Beide Männer hielten den Hund mindestens 30 Minuten in dieser Fixierung. Als die Polizeibeamten (darunter 4 Hundeführer) eine Schlinge um das Maul legten, wehrte der Hund sich trotz alledem weiter, sodass dieser erst durch ein Panzertape am Maul los gelassen werden konnte. Beide Männer waren körperlich stark mitgenommen und von Krämpfen an Armen und Beinen gezeichnet. Nachdem die Schwerverletzten abtransportiert wurden, kümmerten sich die Nachbarn gemeinsam um den Jungen.

Am 24. Juli wurde Herr M. auf den brennenden Balkon des Nachbarhauses aufmerksam. Er rannte in die 8. Etage des Nebenaufganges, verschaffte sich Zutritt in die betroffene Wohnung. Dort befanden sich noch Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren. Er rettete diese unverzüglich aus dem Gefahrenbereich. 2 weitere Kinder konnten sich selbstständig in Sicherheit bringen. Erwachsene befanden sich zum Zeitpunkt des Brandausbruches nicht in der Wohnung. Das Feuer wurde anschließend durch die Feuerwehr gelöscht. Die Wohnung war danach nicht mehr bewohnbar. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig die Rettung der Kinder war.

Im Langer See kam es am 2. August zum Kentern eines Ruderbootes. 2 Frauen, die ebenfalls mit einem Ruderboot unterwegs waren, eilten schnell zur Hilfe. Herr S., der sich gerade als Schwimmer im Wasser befand und die beiden Frauen suchten den Bereich des Sees ab, da der Ruderer nicht zu sehen war, sondern sich noch unter dem Boot befand. Sie fanden den bewusstlosen Mann schließlich unter Wasser, brachten ihn an Land und begannen sofort mit der Reanimation. Diese führten sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durch.

Frau und Herr T., Frau W. und Frau P. befanden sich am 12. Juni im Alten Strandbad in Hakenfelde. Frau T., ihr Mann und deren Tochter wollten gerade aufbrechen, als sie 2 kleine Jungen sahen, die panisch auf das Wasser blickten und mit Entsetzen einen Namen riefen. Frau T. lief sofort los und sah nur noch eine winzige Bewegung im Wasser. Sie schwamm in diese Richtung, konnte jedoch nicht erkennen, wo genau der Junge untergegangen war. Sie rief, „Wo ist er?". Ihr Mann, der bei der Tochter am Ufer geblieben war, sagte dass er ca. 1 Meter weiter links etwas gesehen habe. Sie tauchte wieder ab und fand den Jungen bewegungslos unter Wasser. Sie schleppte ihn an den Strand, wo Frau P. ihr schon entgegen kam. Frau P., Frau W. und Herr T. brachten den leblosen Körper an Land und begannen sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Frau P. führte die Herz-Druckmassage durch und Frau W. beatmete den Jungen. Der 8-Jährige kam langsam zu sich, sodass die Lungen frei wurden und er selbstständig wieder atmete. Sie wickelten ihn in eine warme Decke und warteten auf die Rettungskräfte. Einen sehr schönen Satz, den Frau T. noch sagte: „Als wir gingen, war der kleine Junge nicht mehr blau und weiß, sondern schaute rosig aus. Das war wunderschön!" Als die Rettungskräfte eintrafen, untersuchten sie den Jungen und brachten ihn zur Beobachtung in eine Kinderklinik.

Am 15. November sahen Passanten, wie ein Mann von der fast 10 Meter hohen Elsenbrücke in die Spree sprang. 2 Herren waren ebenfalls vor Ort. Herr R. begab sich sofort ans Ufer, zog seine Sachen aus und sprang ins Wasser um den Mann zu retten. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte der Feuerwehr hatte der Retter schon fast die Spundwand erreicht. Dort wurde er schon von Herrn R. empfangen, der ihm half die Person über Wasser zu halten. 2 Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr, geschützt durch einen Wasserrettungsanzug, begaben sich unverzüglich ins Wasser, um die Sicherung der Person zu übernehmen. Mit einer Schleifkorbtrage und der Unterstützung weiterer Feuerwehrleute wurde die Person an Land gezogen und dem Notarzt übergeben. Herr R. kam aus dem Wasser und wurde von Rettungsdienstkräften kurz untersucht. Die Wassertemperatur der Spree lag an diesem Novembertag bei nur 8 Grad. Herr R. hatte aber nach kurzer Zeit schon wieder seine Sachen an und wollte sich gerne verabschieden. Wir konnten ihn ohne körperlichen Schaden entlassen. Die gesprungene Person kam mit Unterkühlungssymptomen zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus. Heute bereut er seinen Suizidversuch und entschuldigte sich mehrfach für seine unüberlegte Entscheidung.

Fotos: Berliner Feuerwehr

(br)

 

  • Gruppenbild der geehrten Engel

    Gruppenbild der geehrten Engel

  • Staatssekretär für Sport Aleksander Dzembritzki von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit den Urkunden und Engeln

    Staatssekretär für Sport Aleksander Dzembritzki von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit den Urkunden und Engeln