Forschung zur Transportoptimierung im Rettungswagen

Bei der Berliner Feuerwehr wurden im Rahmen der medizinwissenschaftlichen Promotionsarbeit „Reduzierung negativer physikalischer Einflüsse beim Transport von Notfallpatienten“, die Wirkung von Schwingungen, Lärm und Hitze auf den Gesundheitszustand des Menschen beim Rettungstransport beurteilt. Bisher gibt es nur wenige Erkenntnisse über die medizinischen Auswirkungen von zusätzlichen Belastungen, die beim Transport im Rettungswagen auf Notfallpatienten einwirken. Schwingungen und damit Bewegungen gelten aber als potentiell schädigend. Es kann zu Auswirkungen auf den Kreislauf, Übelkeit und zu zusätzlichen Verletzungen durch diese Bewegung (Transporttrauma) kommen. Deshalb sollten Patienten mit schweren Verletzungen so schonend wie möglich transportiert werden. Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen, haben teilweise erhebliche Belastungswerte aufgezeigt. Durch Optimierungen der Fahrwerke und Tragentische der Rettungswagen, zusätzliche schwingungsdämpfende Maßnahmen und richtige, angepasste Fahrweise, kann eine erhebliche Reduzierung der Belastungen durch auf Patienten einwirkende Kräfte erreicht werden. Insgesamt muss die Konzeption von Rettungsmitteln unter Berücksichtigung der hier ermittelten Parameter und Anforderungen erfolgen, um eine Belastungsminimierung für die Patienten zu erreichen.

Um den Komfort beim Transport zu erhöhen und Schwingungsbelastungen zu reduzieren, werden für die Krankentrage spezielle Hubtische mit Federungseigenschaften im Rettungswagen eingebaut. Die daraus resultierenden Einflüsse auf Patienten, eine mögliche Reduzierung der Belastungen und Optimierung der Schwingungssysteme wurden in einem weiteren Forschungsprojekten von Sebastian Damm an der TU Braunschweig untersucht. Das Thema seiner Diplomarbeit: „Anwendungsorientierte Untersuchung von Systemkomponenten eines  Rettungswagens zur vertikaldynamischen Optimierung des Patientenkomforts“ setzte die Tests und Versuche auf ingenieurwissenschaftlicher Basis fort. Seine Arbeit fand nach vorangegangen fachlichen Austausch in Zusammenarbeit mit der Berliner Feuerwehr statt.

Mit besonderem Engagement und Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Feuerwache Wedding konnten in einem RTW mittels eines Laser-Messsystems die Straßenunebenheiten und das Fahrverhalten in realen Einsätzen aufgezeichnet werden, um ein typisches Straßenprofil erstellen zu können. Auf dieser Grundlage konnte Damm das Zusammenspiel von Fahrzeugfahrwerk, -aufbau und verbautem Tragetisch von Rettungswagen der Berliner Feuerwehr auf einer speziellen Schwingungsanlage (Hydropulsstand) in verschiedenen Kombinationen untersucht und verglichen werden. Zur Untersuchung des Schwingungsverhaltens wurden eigens entwickelte Simulationsmodelle und Computerprogramme eingesetzt.

Der gesamte Rettungswagen ist ein komplexes Schwingungssystem. Vertikaldynamischen Schwingungen werden maßgeblich von Luftfeder- oder Blattfeder-Fahrwerken, Aufbauformen sowie die Verwendung unterschiedlich federnder Tragetischvarianten beeinflusst. Hierzu wurden von Kriterien entwickelt, die für die objektive Bewertung des Patientenkomforts dienen sollen, damit auch für zukünftige Rettungswagen ein optimales Zusammenspiel der verbauten Komponenten berücksichtigt werden kann.

Die Aussagekraft und Plausibilität der aufgestellten Bewertungskriterien wurden durch Probandenversuche bestätigt.

Im Endeffekt konnte von Damm festgestellt werden, dass Schwingungssimulationen helfen, den Komfort auf kostengünstige Art und Weise zu verbessern, da bisherige Fahrwerke von Rettungswagen noch nicht komfort-optimal abgestimmt sind. Weiterhin kam Damm zu dem Schluss, dass die Verwendung von Luftfeder-Fahrwerken einen gut abgestimmten Tragetisch nicht ersetzen kann und dass die Weiterentwicklung von Tragetischen, mit einer besseren Abstimmung auf die Grundfahrzeuge, ein hohes Potential zur Komfortverbesserung verspricht. Es wurde ebenso festgestellt, dass noch Forschungsbedarf auf dem Gebiet der Auswirkungen von Vertikalschwingungen auf Notfallpatienten besteht und dass Schwingungssimulationsmodelle von Rettungswagen mit einer höheren Simulationsgüte benötigt werden, um kostengünstig Komfort verbessernde Maßnahmen untersuchen zu können.

Diese praktischen Empfehlungen werden zukünftig bei der Berliner Feuerwehr Berücksichtigung in der Fahrzeugbeschaffung finden, damit dem Patienten auch in Zukunft ein höchstmögliches Maß an Komfort geboten werden kann.

  • Forschungsgruppe

    Forschungsgruppe

  • Beschleunigungssensor

    Beschleunigungssensor

  • Messaperatur am RTW

    Messaperatur am RTW

  • Unebenheitsmessung in einer Karte

    Unebenheitsmessung in einer Karte

  • Unterstützt durch die Fw Wedding

    Unterstützt durch die Fw Wedding

  • Versuchsaufbau

    Versuchsaufbau