Angesichts der strapazierten Situation im Rettungsdienst wurden gestern, am 25.07.2022, erste Maßnahmen zur Entlastung umgesetzt. Konkret handelt es sich um Änderungen im Standardisierten Notruf-Abfrageprotokoll (SNAP), das im Notrufgespräch verwendet wird. Ist eine standardisierte Notrufabfrage erfolgt, gibt das System einen spezifischen Code für das zu entsendende Einsatzmittel aus und entscheidet damit, ob beispielsweise ein Rettungswagen entsendet wird oder eine Abgabe des Einsatzes an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) möglich ist. Das Angebot der Kassenärztlichen Vereinigung ist direkt über die Telefonnummer 116117 erreichbar.
Die Codes der Notrufabfrage werden anhand der Daten der Einsatzdokumentation fortlaufend analysiert und überprüft. Zuständig hierfür ist eine seit 2019 bestehende Arbeitsgruppe aus Mitarbeitenden der Abteilung Einsatzvorbereitung Rettungsdienst und der Leitstelle der Berliner Feuerwehr unter der Leitung des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst. Aufgrund der aktuellen Situation wur-de dieser Prozess nun beschleunigt, wobei gezielt die Notrufe betrachtet wurden, bei denen die den Notruf wählenden Personen weniger dringliche Beschwerden äußern. Im Ergebnis wurde fest-gestellt, dass gegenüber den bisherigen Vorgehen bei zusätzlichen 14 Codes andere geeignete Versorgungsstrukturen noch stärker eingebunden werden können – und zwar in Fällen, in denen sich Personen nicht in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden oder in einem Zustand, der keine schweren gesundheitlichen Schäden befürchten lässt. Dazu zählen beispielsweise: allergische Reaktion ohne Atem-/Schluckbeschwerden, geringfügige Verbrennung/Verbrühung, ungefährliche Blutung mit internistischer Ursache. Durch diese Anpassungen sind ab sofort 127 Codes festgelegt, bei denen eine Weiterleitung an die Kassenärztliche Vereinigung erfolgt.
Landesbranddirektor Dr. Homrighausen: „Wir haben eine Vielzahl organisatorischer Maßnahmen innerhalb der Berliner Feuerwehr auf den Plan gerufen, um die Belastung zu reduzieren. Die aktu-ellen Anpassungen am Notrufprotokoll SNAP sind ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Wir stehen in engem Austausch mit der Kassenärztlichen Vereinigung, um die Prozesse für alle Beteilig-ten zu optimieren.“
Eine Task Force, bestehend aus Vertretenden der Senatsinnenverwaltung und der Berliner Feuerwehr, hatte hinsichtlich der angespannten Lage Lösungsvorschläge erarbeitet. Einer der Vorschläge war die deutliche Intensivierung des etablierten Prozesses der regelmäßigen Code-Anpassung. Weitere Fortschritte werden hier zukünftig durch eine verstärkte Digitalisierung der Einsatzdokumentation und -auswertung zu erwarten sein.
Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Dr. Poloczek: „Nicht für jede Person, die die 112 wählt, ist ein Rettungswagen die geeignete Hilfe. Deswegen haben wir die Zusammenarbeit mit der KV in den letzten Jahren auf allen Ebenen aufgebaut. Dafür bin ich dem Vorstandsvorsitzenden Herrn Dr. Ruppert sehr dankbar.“