Christopher
Bild: Berliner Feuerwehr
Oberbrandmeister auf der Feuerwache Neukölln
Warum hast du dich für eine Tätigkeit bei der Berliner Feuerwehr entschieden und was hast du vorher gemacht?
Die Feuerwehr begleitet mich schon seit meiner Jugend. Über meinen Vater und meinen Bruder bin ich zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen und nachdem ich einen Einblick in den abwechslungsreichen Alltag der Berufsfeuerwehr gewinnen konnte, habe ich festgestellt, dass ich dies gerne hauptberuflich machen würde.
Allerdings musste ich einen beruflichen Umweg machen, da ich mich mit meiner Informatikausbildung damals noch nicht für die Laufbahnausbildung bewerben konnte. Ich habe deshalb die Ausbildung zum Rettungsassistenten absolviert und habe einige Jahre in Brandenburg im Rettungsdienst gearbeitet, bevor ich als Tarifbeschäftigter im Rettungsdienst zur Berliner Feuerwehr gekommen bin. Aus diesem Arbeitsverhältnis heraus habe ich mich dann erfolgreich für die Laufbahnausbildung im Einstiegsweg „112 Classic“ beworben.
Beschreib uns deinen typischen Arbeitstag!
Einen typischen Arbeitstag gibt es (fast) nicht, denn jede Schicht ist einzigartig mit ihren Alarmen und Erlebnissen.
Meine morgendliche Routine besteht darin, dass ich ganzjährig mit dem Rad zum Dienst fahre. Dort angekommen schaue ich an der Einteilungstafel auf der Wache nach, welche Funktion ich für die kommenden 12 Stunden besetze und rüste mich dementsprechend aus. Das bedeutet in meinem Fall, dass ich mich entweder auf eine Schicht auf dem Löschfahrzeug (LHF), der Drehleiter (DLK) oder aber als „Medizinisch Verantwortliche Einsatzkraft“ auf dem Rettungswagen (RTW) vorbereite. Unsere Wache ist auch Standort eines Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF), dort fungieren wir als Fahrer und Assistenten des Notarztes.
Um 7 Uhr beginnt dann der Dienst mit dem morgendlichen Antreten auf der Wache, es werden die Einteilung für die Schicht verlesen und Neuigkeiten angekündigt. Anschließend gilt es, die Fahrzeuge und Gerätschaften auf Vollzähligkeit und Einsatzbereitschaft zu prüfen. Sofern keine Alarme eingehen, bleibt anschließend die Zeit für ein kurzes Frühstück im Kollegenkreis. Zumeist ist aber mindestens eine Fahrzeugbesatzung in einem Einsatz gebunden, weshalb es ein Frühstück in Etappen ist.
Am Vormittag stehen dann täglich wechselnde Aufgaben an, zum Beispiel werden die Sonderfahrzeuge gründlich gecheckt, die Fahrzeuge und die Fahrzeughallen gereinigt oder die Medizingeräte geprüft.
Auch die Fortbildung kommt bei uns nicht zu kurz, insbesondere wenn Praktikanten von der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie (BFRA) auf der Wache sind, mit denen man das erlernte Wissen vertiefen kann. Der restliche Tagesablauf wird in der Regel durch die Einsätze bestimmt. Nach dem Mittagessen (auch dieses findet einsatzbedingt für gewöhnlich in Etappen statt) ist dann noch Zeit für Sport oder Büroarbeiten, aber meistens geht es Schlag auf Schlag und man sieht die Feuerwache immer nur für einige Minuten.
Um 18:45 Uhr erscheinen dann die Kollegen und Kolleginnen der Nachtschicht und lösen die Tagschicht ab, sodass wir Feierabend machen können.
Was macht deine Tätigkeit besonders?
Die abwechslungsreichen Tätigkeiten und das Arbeiten mit Menschen sind nur zwei Punkte, welche den Beruf des Feuerwehrmannes für mich besonders machen. Nach meiner ersten Lehre habe ich 8 Stunden im Büro vor dem Computer gesessen und festgestellt, dass mich das nicht erfüllt. Nun weiß ich bei Dienstbeginn nie, was die nächsten 12 Stunden bringen werden. Wenn wir rausfahren, dann ist irgendjemand in einer Notlage, in der er sich nicht anders zu helfen wusste, als die Feuerwehr zu alarmieren. Egal ob es ein Verkehrsunfall, eine Sturzverletzung oder der Wohnungsbrand ist. Hier wird professionelle Hilfe erwartet und ich tue alles dafür, dass die Anrufer diese Hilfe erhalten. Wir sehen und erleben während der Dienste aber auch viele Kuriositäten die man uns nicht glauben würde, wenn wir sie erzählen würden. Kein Arbeitstag gleicht dem Anderen und das ist für mich die große Herausforderung an diesem Beruf.
Welche Herausforderungen bringt deine Arbeit sonst noch mit sich?
Die wechselnden Schichten sind für viele zum Teil sehr anstrengend, insbesondere diejenigen die schon einige Jahre länger dabei sind als ich. Besonders die Nachtschichten auf den Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeugen sind hier sehr fordernd. Aber auch die psychische Belastung ist nicht zu unterschätzen, denn man erlebt immer wieder kurze und vor allem ungeschönte Einblicke in das Leben anderer Menschen. So etwas muss man zu verkraften wissen. Glücklicherweise bereitet man uns in der Grundausbildung auf solch belastende Einsätze vor. Und im Rahmen der Einsatznachsorge bietet uns die Berliner Feuerwehr auch professionelle Unterstützung an, falls es doch mal zu viel wird.
Erzähl uns von deinem Team!
In meiner Wachabteilung sind wir insgesamt 24 Einsatzkräfte, darunter auch eine Kollegin. Das sind erst einmal 24 Personen, mit denen man fast so häufig zusammen ist wie mit der eigenen Familie und entsprechend viel voneinander weiß. Es sind aber auch 24 Personen mit einem eigenständigen Charakter. Jeder hat seine Ecken und Kanten, denn es sind ganz normale Menschen mit einer fachlich guten Ausbildung und keine Superhelden, wie wir gerne in den Medien dargestellt werden. Aber im Ernstfall kann man sich blind auf jeden Einzelnen verlassen. Das ist es, was wirklich zählt und die Zusammenarbeit in unserer Wachabteilung so besonders macht.