Geschichte des Christoph 31
Als 1987 erstmals ein RTH in Berlin landete um Menschenleben zu retten, waren solche „gelben Engel“ in den übrigen Bundesländern seit fast zwei Jahrzehnten bereits selbstverständlicher Bestandteil der Rettungskette. Doch in der Inselstadt West-Berlin war eben manches schwieriger als anderswo. Weil nach dem Viermächteabkommen keine anderen Flugzeuge in Berlin fliegen durften als die der Alliierten, erhielt der ADAC keine Erlaubnis, hier einen eigenen Hubschrauber zu betreiben. Versuche des ADAC, der sich schon seit den 1970ern für einen Rettungshubschrauber in Berlin einsetzte, Militärhubschrauber der Alliierten zu nutzen, kamen nicht so recht voran
1987 war es dann aber endlich soweit: „Christoph 31“ kam nach Berlin. Allerdings nicht durch die Luft sondern auf dem Landwege. In Einzelteile zerlegt wurde der Helikopter auf LKW über die Transitautobahn nach West-Berlin transportiert, wo er im Hangar des Flughafens Tempelhof dann erst einmal zusammenmontiert werden musste.
Am 13. Oktober 1987 hob Christoph 31 dann erstmals im Klinikum Steglitz zu Rettungsflügen unter amerikanischer Flagge ab. Die ADAC-Luftrettung hatte das 2,6, Mio D-Mark teure Fluggerät zwar finanziert, durfte aber aufgrund des Vier-Mächte-Status Berlins nicht offiziell in Erscheinung treten. Geflogen wurde die Maschine ausschließlich von amerikanischen Piloten der Gesellschaft „Omniflight Airways Inc.“. Für diese war der Einsatz auf dem RTH eine besondere Herausforderung. Mit knapp 490 km² war das Fluggebiet recht klein. Die Starts und Landungen in engen Häuserschluchten, auf Straßenkreuzungen und öffentlichen Plätzen forderten den Piloten besonderes Können ab.
Neben dem amerikanischen Piloten war Christoph 31 mit einem Rettungssanitäter des DRK und einem Notarzt des Klinikums Steglitz besetzt und von der Leitstelle der Berliner Feuerwehr geführt. Von Beginn an war der Berliner RTH hoch frequentiert. Erst recht nach dem Fall der Mauer. Ab April 1990 flog Christoph 31 im gesamten Berliner Stadtgebiet und im nahen Umland Einsätze. Bald hatte sich Christoph 31 zu dem Rettungshubschrauber mit den meisten Einsätzen aller deutscher Rettungshubschrauber entwickelt. Im Jahr 2008 soll er nach Angaben der ADAC-Luftrettung mit 3.000 Rettungsflügen in 337 Tagen sogar einen Weltrekord aufgestellt haben.
Im Jahre 2001 wurde der ADAC-RTH des Typs BO 105 durch einen modernen Eurocopter EC 135 P2 ersetzt. Dieser Helikopter ist leiser, schneller und geräumiger. Die alte BO 105 wurde im Jahr 2007 am Feuerwehrmuseum Berlin auf einen Denkmalssockel gehoben. Dazu erhielt die Maschine wieder das historische Originaldesign von 1987 und ist seitdem in der Berliner Straße ein spektakulärer Blickfang.
Im Rahmen der Fußball-WM wurde 2006 auch kurzzeitig ein zweiter RTH in Berlin stationiert. „Christoph 31 Bravo“ startete vom Bundeswehrkrankenhaus in Mitte aus. Für die dauerhafte Stationierung eines zweiten RTH in Berlin sehen die Verantwortlichen in Politik und bei den Krankenkassen bislang keinen Bedarf, zumal mit „Christoph Berlin“ am Unfallkrankenhaus Marzahn ein Intensivtransporthubschrauber stationiert ist, der im Bedarfsfall auch als Rettungshubschrauber ersatzweise zu Primäreinsätzen eingesetzt werden kann. Betrieben wird dieser Helikopter vom Arbeiter-Samariter-Bund und der HDM-Luftrettung (eine Tochter der DRF-Luftrettung) in enger Kooperation mit dem Unfallkrankenhaus Berlin. Für die Alarmierung und Disponierung ist ebenfalls die Leitstelle der Berliner Feuerwehr zuständig.
Christoph 31 ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Berliner Notfallrettung. Meist sind es lebensbedrohliche Herz-Kreislauferkrankungen, bei denen es vor allem darum geht, schnell einen Notarzt zum Patienten zu bringen. Immer wieder wird der RTH aber auch gezielt angefordert, um Patienten mit schweren Verletzungen möglichst schonend in ein Krankenhaus zu transportieren. Vor schweren Unfällen blieben die RTH-Besatzungen bei ihren rund 50.000 Einsätzen in den letzten 25 Jahren glücklicherweise verschont. Gelegentlich kam es jedoch zu Berührungen der Rotorblätter bei Starts oder Landungen mit anderen Gegenständen wie Ästen, Sonnenschirmen oder Autos. In diesen Fällen mussten die Rotoren dann vom Technischen Dienst der Feuerwehr abgebaut und das Fluggerät mit dem Tieflader abtransportiert werden. Ernsthaft verletzt wurde bei diesen Vorkommnissen aber glücklicherweise niemand. Wünschen wir den tollkühnen Männern und Frauen in ihrer fliegenden Kiste auch weiterhin unfallfreie Flüge!
Bilder
Bild: Berliner Feuerwehr
Bild: Berliner Feuerwehr
Bild: Berliner Feuerwehr
Bild: Berliner Feuerwehr
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