Branddirektor (Ost) Horst Meier (1970 – 1990)
Bild: Berliner Feuerwehr
Im Auftrag der Partei
Horst Meier, der die Nachfolge des abgesetzten Rudi Mösch antritt, hat den Parteiauftrag, die Feuerwehr wieder stärker in die Volkspolizei zu integrieren. Diesem Auftrage kommt er nach. Meier hatte 1963 an der Zentralen Lehranstalt der Volkspolizei in Dresden-Lockwitz ein Fernstudium absolviert und dieses als Hauptmann beendet. Über seinen weiteren Werdegang bis 1970 ist nichts Näheres bekannt. Dass er mit der Nachfolge Möschs betraut wird, zeigt, dass offenbar an oberer Stelle kein Zweifel an seiner Loyalität zum Arbeiter- und Bauernstaat bestanden hat. Mit der Übertragung der Leitung der Abteilung "F" im Präsidium der Volkspolizei Berlin wird Meier zum Oberst der Feuerwehr ernannt.
Spezialisierung in der Brandbekämpfung
Während man sich im Westen auf ein immer weiter wachsendes Aufgabenspektrum einstellen muss, bleibt im Ostteil die Brandbekämpfung unangefochten Hauptaufgabe. Technische Hilfeleistungen nach schweren Verkehrsunfällen werden meist von der Volkspolizei geleistet und auch bei Umweltschäden und Havarien wird die Feuerwehr in der Regel nicht gerufen.
Im Bereich der Brandbekämpfung versucht man sich im Ostteil jedoch weiter zu verbessern und zu spezialisieren. So wird in der DDR verstärkt mit Leichtschaum experimentiert, ein neues Strahlrohr entwickelt und sogar das Abgaslöschverfahren entwickelt, bei dem Großbrände in Industrieanlagen mit Düsentriebwerken von MiG-Kampfjets regelrecht ausgeblasen wurden.
Die Abteilung „F“ im Volkspolizeipräsidium Berlin macht mit der Entwicklung eines Vorausfahrzeuges und der „Erfindung“ des Speziellen Rettungsdienstes für Einsätze in Höhen und Tiefen von sich Reden. Inwiefern Meier selbst bei diesen Entwicklungen eine aktive Rolle gespielt hat ist unklar.
Die Mauer fällt
Es ist nicht bekannt, ob die Öffnung der Mauer am 9. November 1989 für den SED-Parteigenossen Meier ein Grund zur Freude war. Er lässt sich bald zunächst auf inoffiziellem Weg auf erste Kontakte mit der West-Berliner Feuerwehr ein. In den ersten Kontaktgesprächen tritt er zurückhaltend auf. Intern widersetzt er sich zunächst einer Herauslösung der Feuerwehr aus der Volkspolizei und einer weiteren Annäherung an den Westen. Doch der Lauf der Dinge ist nicht mehr aufzuhalten. Vermutlich zähneknirschend informiert er den West-Landesbranddirektor Wolfgang Scholz Ende Februar 1990 darüber, dass die Ausgliederung der Feuerwehren aus der Volkspolizei zum 1. April 1990 in Berlin-Ost beschlossen sei. Am 1. Mai erhält Meier noch einen neuen Dienstgrad. Auf Beschluss des DDR-Ministerrats werden die militärischen Ränge bei der Feuerwehr in „zivile“ Bezeichnungen verändert. Oberst Meier ist nun Branddirektor. Am 4. Mai erklärt Meier in einer Pressekonferenz, die Strukturen einer neu zu schaffenden Brandschutzdirektion in der Hauptstadt der DDR. Ziel ist es dabei Strukturen zu schaffen, die mit den der West-Berliner Feuerwehr kompatibel sind und so eine möglichst reibungslose Zusammenführung dieser beiden Feuerwehren ermöglichen. In der neuen gesamtberliner Feuerwehr sieht Meier jedoch offenbar für sich keinen Platz mehr. Er lässt sich mit Ablauf Juni 1990 pensionieren. Meier stirbt wenige Jahre später an den Folgen einer Krebserkrankung.